Fatigue im Alltag
"Fatigue ist ein Leiden, das man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht und für das man keine Worte hat, um es seinem besten Freund zu beschreiben". (Lorenzen, 2012)
Symptome
Betroffene klagen häufig über Müdigkeit, Lustlosigkeit, Desinteresse, Verlust der körperlichen Belastbarkeit, Schlafstörungen, seelische Erschöpfung, Angst nicht wieder gesund zu werden, Konzentrations- und generelle kognitive Störungen, Entfremdung von Freunden und Familie.
Fatigue ist übrigens nicht ein anderes Wort für Burnout. Die Symptome und Folgen sind vergleichbar. Fatigue hat jedoch eine organische / neurophysiologische Ursache, während Burnout das Ergebnis eines bestimmten Lebensstils ist. |
Auswirkungen im Alltag
- Die körperlichen Beeinträchtigungen führen zu einer Reduktion im Beruf, bei Haushalts- und Betreuungsaufgaben. Sport und Bewegung werden oft gänzlich aufgegeben.
- Das Beziehungsnetz wird verkleinert. Man unternimmt weniger, ist weniger unter Leuten. Zum Teil werden die eigenen Kinder, Angehörigen und Freunde nur mit grösster Mühe ertragen.
- Angehörige beginnen Haushaltsaktivitäten zu übernehmen, da sie die Betroffenen schonen möchten oder auch weil sie die Aufgaben (zu) langsam erledigen. Dies führt langfristig zu einer Erschöpfung der Angehörigen.
- Kognitive Fähigkeiten wie klar denken, sich konzentrieren oder sich an etwas neues erinnern zu können werden schwieriger.
- Die eigenen Gefühle und die Stimmung verändern sich.
Konsequenzen oder der Teufelskreis Fatigue
Fatigue ist ein komplexes Problem. Durch die Erschöpfung werden zuerst Aktivitäten, die Freude und Befriedigung bereiten aber nicht dringlich sind aufgegeben (Hobbies, soziales Leben, Teilnahme an der Gesellschaft und Kultur).
Mit der Zeit müssen aber auch das Engagement für Beruf und Haushalt merklich reduziert oder ganz aufgegeben werden. Dies ist ein Prozess, der langsam und stückchenweise stattfindet. Nicht mehr den ganzen Alltag erledigen zu können führt zu einem Gefühl der Unfähigkeit und wird zu einer emotionalen Belastung. Der daraus resultierende Stress wiederum feuert die Fatigue an. Ziel der Energiemanagement-Schulung ist es, diesen Kreis zu durchbrechen. |
Arten von Fatigue
- Bezogen auf die Ursache werden die primäre Fatigue als direkte Folge einer Erkrankung sowie die sekundäre Fatigue als Konsequenz anderer Faktoren (z.B. Schlafstörungen, reduzierte körperliche Fitness, Infektionen, Medikamente, Depression, Ernährung) unterschieden.
- Bezogen auf die Auswirkung unterscheidet man die motorische Fatigue von der kognitiven Fatigue.
Inzidenz ... oder Sie sind nicht allein
Fatigue ist bei Multipler Sklerose eine weitverbreitete Nebendiagnose, die bei Betroffenen, Ärzten und in der Öffentlichkeit bekannt sind. Daneben tritt sie aber auch bei vielen chronischen Erkrankungen auf und bleibt oft als Restsymptom nach der Heilung einer ursprünglichen Erkrankung bestehen.
- ME/CFS (99.9%)
- Long Covid (60%+)
- Multiple Sklerose (75-95%)
- entzündliche, rheumatologische Erkrankungen (90%)
- Krebserkrankungen (80%)
- COPD (Lungenerkrankung) (50-70%)
- Querschnittsymptomatik (50%)
- nach Herzstillstand (50%)
- nach Schlaganfall (50%)
Quellen
- Weise, A. & Hersche, R. (2019), Energiemanagement-Schulung (EMS) - Handbuch
- Lorenzen, H. (2012), Fatigue Management, Idstein: Schulz-Kirchner Verlag GmbH
- diverse Vorträge anlässlich des Fatigue-Symposiums 2019 in der Rehaklinik Valens
- Krebsliga Schweiz (2017). Ratgeber "Rundum müde - Fatigue bei Krebs"